27.09.2016 Interview zu den Mythen über die KNX-Hausautomatisierung
(fpr) Autos parken wie von selbst ein, Uhren zeigen eingehende Textnachrichten an und Computerspiele werden über das Smartphone mit der Realität verknüpft: Die Technologie schreitet in vielen Bereichen im Laufschritt voran und trifft mehrheitlich auf Akzeptanz und Begeisterung. Der Gebäudeautomation begegnen viele allerdings noch mit großem Respekt. Ein vernetztes Haus, das alltägliche Prozesse zugunsten von Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz automatisiert, wirft immer noch Fragen auf. Fabian Müller, Markt Manager Wohnbau für Komfort und Energieeffizienz bei der Hager Vertriebsgesellschaft, ist nicht nur von Berufswegen her Experte in diesem Bereich, sondern weiß auch aus eigener Erfahrung um die Mythen, die rund um das Thema KNX, die Gebäudeautomatisierung, kursieren – und räumt nun einmal damit auf.
1. Mythos: KNX ist teuer
Bauherren interessieren zunächst einmal die Kosten, die eine Umrüstung mit sich bringt. Ist es nicht sehr teuer, das Haus intelligenter zu machen?
Fabian Müller: Nein, das ist es nicht. Und zwar aus einem ganz bestimmten Grund: Man muss nicht von Anfang an das große Gesamtpaket nehmen. Schon kleine Einzellösungen machen das Leben leichter. Zum Beispiel kann man heute mit wenigen funkvernetzten Geräten starten und später nachrüsten, indem man sie um weitere Funktionen und Anwendungen erweitert. Wer neu baut, sollte übrigens direkt eine sogenannte Busleitung für Elektroinstallationen verlegen – Aufwand und Kosten sind überschaubar, aber die Optionen für die Zukunft damit offen.
2. Mythos: KNX ist Herrscher über mein Leben und nicht umgekehrt
In Filmen wird oft suggeriert, dass die Technik eines Tages Überhand gewinnt und nicht wir sie, sondern sie uns beherrscht. Wie kann man vermeiden, dass sich dieses Gefühl überhaupt entwickelt, wenn so viele technische Funktionen zum Alltag gehören?
Fabian Müller: Man sollte sich einfach immer vor Augen halten, dass wir beim Autofahren nichts anderes tun: Wir legen unsere Sicherheit in die Hände der gleichen Technik, die man auch für die Gebäudeautomation verwendet. Als damals die ersten elektrischen Fensterheber in Autos eingebaut wurden, hat es auch lange gedauert bis sie akzeptiert wurden. Heute sind sie aus modernen Fahrzeugen gar nicht mehr wegzudenken. Und genau wie man bei einem Neuwagen über die Ausstattung und die Aktivierung autonomer Systeme, wie die Einparkhilfe, entscheidet, geschieht dies auch beim intelligenten Zuhause. Jeder muss für sich selber definieren, welche Funktionen der Haustechnik man nutzen möchte und wie hoch ihr Grad sein soll – genau so hoch, dass man sich damit rundum wohlfühlt. Unterstützung findet man dabei beim Elektrotechniker, der uns ganz nach individuellen Ansprüchen berät.
3. Mythos: KNX ist kompliziert
Apropos beherrschen: Eine Haussteuerung beinhaltet viele Funktionen, die individuell zu bedienen sind. Wie soll man dabei den Überblick behalten?
Fabian Müller: Das ist leichter als man vielleicht annimmt. Hager bietet zum Beispiel mit domovea eine Software, deren Handhabung einfach und benutzerfreundlich ist. Sie lässt sich wie jede andere App über Smartphone oder Tablet dank selbsterklärender Symbole intuitiv bedienen. Dabei kann man zum Beispiel einzelne Funktionen selbst konfigurieren oder ganze Wohnszenarien einstellen, bei denen man mehrere Aktionen gleichzeitig auslöst, wie zum Beispiel das Einschalten des Lichts und das Herunterfahren der Rollläden bei Abwesenheit der Bewohner. Das spart Zeit und Mühe.
4. Mythos: Bei KNX ist man ein für allemal festgelegt
Die Technik schreitet heutzutage immer schneller voran. Besonders bei technischen Anschaffungen, die über Jahrzehnte Bestand haben sollen, legt man daher Wert auf Flexibilität in puncto Weiterentwicklung. Ist diese bei KNX überhaupt gegeben?
Fabian Müller: KNX ist ein System der Gebäudeautomation und keine festgelegte Marke. Es ist sozusagen ein offener Standard, der mit Produkten vieler Hersteller kompatibel ist und uns nicht für immer und ewig an einen Hersteller bindet. Voraussetzung beim Neubau ist allerdings, wie schon angesprochen, das Verlegen einer Busleitung, die Vorbereitung der Infrastruktur. Diese kann dann in alle Richtungen erweitert werden, also mit Produkten verschiedenster Marken, die auf dem neusten Stand sind. Flexibler geht es nicht. Eine KNX-Gebäudeautomation ist wirklich eine Anschaffung fürs Leben!
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Müller.
Bildunterschriften Bild 01
Fabian Müller ist Markt Manager Wohnbau für Komfort und Energieeffizienz bei der Hager Vertriebsgesellschaft. (Foto: Hager Vertriebsgesellschaft)
Bild 02
Wie bei einem Neuwagen wählt man die technische Ausstattung des Hauses nach Bedarf. (Foto: Hager Vertriebsgesellschaft)
Bild 03
Alle Funktionen lassen sich intuitiv über das Touch Panel sowie über Tablet und Smartphone steuern. (Foto: Hager Vertriebsgesellschaft)